Sardinen in Saor

Tradition, Meer und venezianischer Einfallsreichtum

Unter den bekanntesten Gerichten der venezianischen Küche nehmen die Sardinen in Saor einen besonderen Platz ein: eine einfache, aber geniale Vorspeise, geboren aus Notwendigkeit und heute ein kulinarisches Kulturgut. Ursprünglich stammt das Rezept aus der Zeit der Republik Venedig, als Seeleute auf langen Reisen ohne Kühlung auskommen mussten. Es galt, den Fisch haltbar zu machen, und genau hier beginnt die Geschichte dieses Gerichts.

Die Zubereitung ist ebenso klug wie schmackhaft: frittierte Sardinen, schichtweise eingelegt in eine süß-saure Marinade aus geschmorten Zwiebeln, Weinessig, Rosinen und Pinienkernen. Das Ergebnis ist ein spannendes Spiel aus Kontrasten – süß und sauer, zart und knusprig – in perfekter Balance.

Gleichzeitig erfüllte das Gericht einen gesundheitlichen Zweck: Zwiebeln, reich an Vitamin C und regional leicht verfügbar, halfen dabei, Skorbut auf See zu verhindern. In diesem Sinne sind Sardinen in Saor ein Paradebeispiel dafür, wie aus Notlösungen kulinarische Traditionen entstehen können.

Doch die Verbindung zwischen Fisch und Kultur beschränkt sich in Venetien nicht nur auf das Meer. Auch am Ufer des Gardasees, im malerischen Dorf Cassone, nur 4 km südlich von Malcesine, lebt dieses Erbe weiter. Dort befindet sich das kleine, aber eindrucksvolle Seemuseum (Museo del Lago), das dem Leben und Handwerk der Binnenfischer gewidmet ist.

Im Inneren erzählen alte Fischereigeräte, Ruderboote und Schwarzweißfotos von einem Leben im Einklang mit dem Wasser. Draußen schwimmen noch heute Forellen und Aale in Becken – ein lebendiger Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das Museum erinnert daran, dass Fischerei – ob in der Lagune oder am See – immer mehr war als bloßes Überleben: sie war Identität, Kultur und Können.

In diesem Licht betrachtet sind die Sardinen in Saor weit mehr als eine Vorspeise. Sie sind ein Symbol einer Wasserkultur, die vom Adriatischen Meer bis zum Gardasee reicht – kreativ, anpassungsfähig und tief in der Geschichte verwurzelt.


Zutaten:

  • 1 kg frische Sardinen

  • 1,5 kg weiße Zwiebeln

  • 110 g Weißweinessig

  • 2 Salbeiblätter

  • Salz nach Geschmack

  • 25 g Pinienkerne

  • 25 g Rosinen

  • 150 g Sonnenblumenöl

  • Weizenmehl Type 405 (zum Wenden)


Zubereitung

  1. Fisch vorbereiten Die Sardinen säubern: Kopf und Innereien entfernen, dann unter kaltem Wasser vorsichtig abspülen. Wichtig ist, dass die Fische im Ganzen bleiben.

  2. Sardinen frittieren Sonnenblumenöl in einer tiefen Pfanne erhitzen. Die Sardinen in Mehl wenden und auf einem Teller bereitstellen. Sobald das Öl etwa 175 °C erreicht hat, jeweils nur wenige Sardinen auf einmal frittieren, bis sie goldbraun und knusprig sind. Auf Küchenpapier abtropfen lassen, salzen und abkühlen lassen.

  3. Die Saor-Marinade zubereiten Die Zwiebeln in feine Scheiben schneiden und mit etwas Öl in einem Topf glasig dünsten. Dann den Essig, die eingeweichten Rosinen, die Pinienkerne und die Lorbeerblätter hinzufügen. Mit Salz und Pfeffer würzen, abdecken und ca. 20 Minuten lang weich köcheln lassen. Die Zwiebeln sollten zart, aber nicht zerkocht sein.

  4. Schichten In eine große Auflaufform zuerst eine Schicht der Zwiebelmischung geben, dann eine Schicht Sardinen, dann wieder Zwiebeln – schichtweise fortfahren, bis alle Zutaten verbraucht sind. Die oberste Schicht sollte immer aus Zwiebeln bestehen.

  5. Ruhen lassen und servieren Die Form mit Frischhaltefolie abdecken und mindestens 24 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen – besser noch 48 Stunden, damit sich die Aromen optimal verbinden. Traditionell werden die Sardinen in Saor mit gegrillter Polenta serviert – für ein echtes venezianisches Geschmackserlebnis.

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